18. März 2016
Pressemitteilung zum internationalen Tag gegen Rassismus

Erklärung des Thüringer Flüchtlingsrates anlässlich des internationalen Tages gegen Rassismus am 21. März und des bundesweiten Aktionstages gegen Rassismus von PRO ASYL, Amnesty International und vielen weiteren Organisationen am 19. März:

„Mit großer Sorge nehmen wir derzeit einen enormen Anstieg rassistischer Hetze, Demonstrationen und Gewalt wahr. Was als Kommentar in einem sozialen Netzwerk oder Spruch in der Öffentlichkeit beginnt, verursacht letztlich eine gesellschaftliche Stimmung, in welcher rassistische Gewalt salonfähig ist“, so Martin Arnold vom Flüchtlingsrat Thüringen. Das Bundeskriminalamt zählte bundesweit für das vergangene Jahr 1005 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte, fünfmal so viel wie im vorherigen Jahr. In Thüringen gab es nach Recherchen des Flüchtlingsrates im gleichen Zeitraum mindestens 20 Anschläge auf bewohnte Flüchtlingsunterkünfte und Häuser, welche Flüchtlingsunterkünfte werden sollten.

Die unabhängige Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt ezra zählt für das vergangene Jahr in Thüringen zudem 54 Fälle gewalttätiger Übergriffe aus rassistischen Motiven, so viele wie noch nie und brutaler als zuvor. Die Dunkelziffer wird gerade bei Geflüchteten weitaus höher sein, denn oftmals scheuen Schutzsuchende aufgrund negativer Erfahrungen in ihren Herkunftsländern, auf der Flucht und aus Sorge um ihr Asylverfahren den Kontakt zur Polizei.

Daher fordern der Flüchtlingsrat Thüringen, ezra sowie der „Bundesweite Verband  der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt“ schon lange ein sofortiges Bleiberecht für die Opfer rassistischer Übergriffe. So kann den Tätern ein klares Signal gegeben werden, dass sie keinen Erfolg haben werden Schutzsuchende zu gefährden.

Rassismus endet nicht dort, wo Menschen rassistischen Meinungsführer*innen hinterherlaufen, Politiker*innen mit populistischen Beiträgen auf Wählerfang gehen, andere Menschen aus rassistischen Motiven angegriffen oder Flüchtlingsunterkünfte angezündet werden. Rassismus ist überall dort, wo Menschen aufgrund ihrer vermuteten Herkunft oder äußerlicher Merkmale in vermeintlich homogene Gruppen gesteckt und anders behandelt werden als Andere.

Ob in der Gemeinde, im Betrieb, im Freundeskreis oder in der Familie – der Flüchtlingsrat ruft alle Menschen dazu auf, deutlich Position gegen flüchtlingsfeindliche und rassistische Äußerungen zu beziehen. Wer Zeugin oder Zeuge von Übergriffen wird, muss diese unverzüglich zur Anzeige bringen und darf nicht schweigen! Menschen, die Opfer rassistischer Gewalt werden, haben Anspruch auf unsere Hilfe und Solidarität.

Infos zum bundesweiten Aktionstag gegen Rassismus am 19.03. unter:
http://hand-in-hand-gegen-rassismus.de/home/

 

Gemeinsame Veranstaltung zum Internationalen Tag gegen Rassismus vom Landessportbund, DGB-Bildungswerk Thüringen und Flüchtlingsrat Thüringen am 21.03.: 19 Uhr, Graphic-Novel-Lesung von Reinhard Kleist im Café Franz Mehlhose, Erfurt