8. November 2012
Landkreis Sonneberg plant neues Flüchtlingslager

Landkreis Sonneberg plant neues Flüchtlingslager in einem kleinen Dorf an der Landesgrenze zu Bayern | Flüchtlingsrat fordert dezentrale Unterbringung

Der Landkreis Sonneberg plant zum Ende des Jahres das Flüchtlingslager in Sonneberg zu schließen. Nach einem Gespräch im Sonneberger Landratsamt  Ende  August  2012  wurde  dem  Flüchtlingsrat  Thüringen mitgeteilt,  dass  Flüchtlinge  stattdessen  in  Wohnungen  untergebracht werden sollen. Nun wurde aber bekannt, dass im Gegensatz dazu ein neues Lager in Rotheul eröffnet und weitere Unterkünfte in Steinheid,
auch einer kleineren Ortschaft, angemietet werden sollen.

Die Flüchtlinge werden in Rotheul, einem kleinen Ort mit ca. 300 EinwohnerInnen direkt an der bayrischen Grenze, sozial und räumlich völlig isoliert sein. „Dies ist absolut nicht hinnehmbar. Diese Art der Unterbringung  von  schutzbedürftigen  Menschen  ist  besonders  diskriminierend,  hat  erheblichen  Einfluss  auf  die  Gesundheit  der  Betroffenen und schränkt wesentliche Grundfreiheiten der persönlichen Lebensgestaltung ein“ sagt Ellen Könneker vom Flüchtlingsrat Thüringen e.V.

Die Unterbringung in so kleinen Orten und abgelegenen Regionen widerspricht sogar  der  Thüringer  Verordnung  über Mindestbedingungen für den Betrieb von Gemeinschaftsunterkünften und die soziale Betreu-
ung und Beratung von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Hier heißt es: „Um  die  Teilhabe  am  gesellschaftlichen  Leben  zu  ermöglichen,  sollen Gemeinschaftsunterkünfte  möglichst  in  örtlicher  Nähe  zu  medizinischen,  schulischen  und  sonstigen  Einrichtungen  des  täglichen  Lebens eingerichtet werden“.

Der  Flüchtlingsrat  Thüringen  fordert  das  Thüringer  Innenministerium und  das  Thüringer  Landesverwaltungsamt  auf,  die  Neueinrichtung  in diesen abgelegenen Regionen sofort zu unterbinden. Außerdem fordert der Verein die Wohnungsbaugenossenschaften, Vermieter und das Sozialamt des Landkreises auf, rasch über akzeptable Wohnungen in dengroßen Orten des Landkreises zu verhandeln. Es ist kaum nachvollziehbar,  dass  es  einen Mangel  an akzeptablem  zur  Verfügung  stehendem Wohnraum in der Region geben soll.

In Sonneberg gibt es zumindest einige Beratungsstrukturen. So soll ab November  ein  Sprachkurs  für  Flüchtlinge  bei  der  AWO  beginnen.  Bei der Diakonie gibt es ebenfalls ehrenamtlich organisierte Deutschangebote  sowie  einen  interkulturellen  Kochkurs.  In  Rotheul  und  Steinheid wird  es  keine  Beratungsstrukturen  für  Flüchtlinge  geben:  man  schickt die Flüchtlinge in die soziale Isolation.

Für Rückfragen: Ellen Könneker, Tel: 0361-2172720