23. Mai 2016
3. Treffen Thüringer Initiativen zur Unterstützung Geflüchteter: Ehrenamt als Lückenfüller für fehlende Strukturen und Angebote

70 Engagierte aus ganz Thüringen kamen am Samstag, den 21. Mai 2016 zum Thüringer Initiativentreffen zur Unterstützung Geflüchteter in Erfurt zusammen. Bereits zum dritten Mal haben DGB Bildungswerk Thüringen e.V. und der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. Initiativen und Engagierte nach Erfurt eingeladen, um sich über die geleistete Arbeit auszutauschen und Bilanz zu ziehen.

Sichtbar wurde ein beeindruckendes Engagement der Aktiven, geflüchtete Menschen in Thüringen willkommen zu heißen und im Alltag zu unterstützen. Deutlich wurde aber auch, wie viele wichtige Aufgaben Engagierte übernehmen, die weit über ehrenamtliche Tätigkeiten hinausgehen. Teilnehmende berichteten, dass viele Aufgaben anfallen, weil wichtige staatliche Aufgaben nicht erfüllt werden. Oftmals Lückenfüller für fehlende staatliche Strukturen und Angebote zu sein, wird demnach als sehr unbefriedigend wahrgenommen. Fehlende oder nicht ausreichend ausgebaute Beratungsstrukturen - insbesondere nach Erhalt eines Flüchtlingsschutzes im Übergang zur eigenen Wohnung, Leistungen des Jobcenters, Bildungs- und Berufsperspektiven und Fragen des Familiennachzuges belasten die Ehrenamtlichen stark. Hinzu kommen  Unsicherheiten über rechtliche Möglichkeiten und Zugänge für Geflüchtete, wo oftmals Hauptamtliche in Behörden und Institutionen auch nicht richtig oder umfassend informieren. Es fehlt zudem ein transparenter Überblick über die aktuellen Strukturen und Zuständigkeiten, neuer oder geplanter Programme und Maßnahmen für Geflüchtete.

Die Initiativen betrachten mit Sorge, wenn sich durch neu geschaffene Programme im Bereich der Ehrenamtskoordination Parallel- oder Kontrollinstanzen "von oben" zu den bereits bestehenden engagierten Strukturen entwickeln. Dort, wo es Initiativen gelungen ist, Stellenanteile für ihre Arbeit zu finanzieren, sind diese dagegen durch kurze Projektlaufzeiten in der kontinuierlichen Arbeit gefährdet. Auch aus Sicht des Flüchtlingsrates Thüringen e.V. muss das Ziel aller Bemühungen sein, dass entstandene zivilgesellschaftliche Engagement zu verstetigen und zu festigen - als wichtiger Bestandteil guter Aufnahmebedingungen für Geflüchtete und als große Chance für ein solidarisches Miteinander. Dazu gehört auch, dass rassistische und menschenverachtende Übergriffe auf Flüchtlinge und UnterstützerInnen mit aller Konsequenz verfolgt und verurteilt werden. Das Engagement der vielen Menschen in Thüringen zeigt, dass Hetze und Hass keine Spielräume bekommen dürfen.